Blog – Jocelyne Lopez

Die Verantwortung des Herrn Dr. Peter Genath

Ich verweise auf die Anfrage von Ekkehard Friebe 2008 an die Deutsche Physikalische Gesellschaft mit der Bitte, das weltweit seit Jahrzehnten stark umstrittene und unter Verdacht der Datenmanipulation stehende Experiment Hafele/Keating aus dem Jahre 1972 prüfen zu lassen, das angeblich die Relativitätstheorie eindeutig bestätigt haben sollte. Der Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Prof. Dr. Gerd Litfin, schmetterte diese Anfrage nieder und ließ ohne erkennbare Prüfung durch einen wohl imaginären „Fachverband“ seinen persönlichen Referenten, Dr. Peter Genath, die paar üblichen propagandistischen Floskel antworten, wonach alles mit diesem Experiment und überhaupt mit der Relativitätstheorie in aller besten Ordnung sei:  

Sehr geehrter Herr Regierungsdirektor Friebe,

anbei schicken wir Ihnen hiermit (mit Verzögerung bedingt durch Sitzungs- und Urlaubszeiten) die Antwort des zuständigen Fachverbandes.  

Dieser kommt zu folgendem Resultat: Die Ergebnisse von Hafele/Keating befinden sich erstens – innerhalb der Fehlergrenzen der damaligen Uhren – in Übereinstimmung mit den Vorhersagen aus Spezieller und Allgemeiner Relativitätstheorie. Zweitens wurden sie immer wieder mit wachsender Genauigkeit bestätigt.

Es gibt nicht den leisesten Zweifel, dass die Ergebnisse der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie falsch sein könnten. Zusammenfassend stellt der Fachverband damit fest: Die Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie ist in tausenden von Hochpräzisions-Experimenten immer besser bestätigt worden. Viele Technologien des täglichen Lebens funktionieren nur, weil die Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie richtig berücksichtigt wurde. Es kann keinen Zweifel an der Gültigkeit dieser Theorien im Rahmen der heutigen Messgenauigkeit geben.

Dr. Peter Genath
Persönlicher Referent des Präsidenten
DPG-Geschäftsstelle

 

Herr Dr. Peter Genath ärgerte sich noch dazu nachträglich, dass diese Glanzleistung bei der Prüfung von offenen wissenschaftlichen Fragen und von begründeten Vorwürfen der Datenmanipulation bei einer wichtigen Theorie im Internet öffentlich gemacht worden sind, er hätte sich wohl viel mehr Diskretion über diese bedenklichen Umstände gewünscht: 

[…] Hinsichtlich Ihrer Rückfrage zu unserer Antwort vom 6.8.2008 möchte ich Ihnen gerne mitteilen, dass der Mitteilung in unserer Email zu dem Experiment von Hafele/Keating nichts hinzuzufügen ist. Gleichzeitig möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie darüber hinaus selbstverständlich als DPG-Mitglied bei den verschiedenen DPG-Tagungen und im Rahmen der vielfältigen DPG-Fachverbände, DPG-Arbeitsgruppen u. a. die Möglichkeit haben, sich mit der wissenschaftlichen Community zu diesem und anderen Thema auszutauschen und sich einzubringen. 

Die folgende Bemerkung mag auf sie eventuell ein wenig konservativ wirken: Wir halten es für einen schlechten Stil, unsere schriftliche Korrespondenz oder Teile daraus ohne Absprache und Authorisierung unsererseits in Internetforen bzw. Bloggs zu setzen. Wir möchten diesbezüglich eindeutig klarstellen, dass wir ein solches Verhalten nicht schätzen. Der wissenschaftliche Austausch mit der Wissenschaft und Öffentlichkeit erfolgt über referierte Fachzeitschriften, die DPG-Frühjahrstagungen, andere wissenschaftliche Konferenzen, Pressemitteilungen, Studien und Stellungnahmen der DPG.

Dr. Peter Genath

 

So so, der gute Dr. Peter Genath hält für „einen schlechten Stil“, wenn die Öffentlichkeit von möglichen Datenmanipulationen bei einem wichtigen Experiment informiert wird. Im Dunkeln ist wohl gut munkeln. Der gute Dr. Peter Genath und die ehrwürdige Deutsche Physikalische Gesellschaft „schätzen nicht“, dass eine Korrespondenz und Informationen, die eindeutig im Interesse der Wissenschaft und der Allgemeinheit sind, im Internet gestellt werden. Vielleicht sollte er sich jedoch mit seinem Kollegen Prof. Dr. Jürgen Richter vom Bundesministerium für Bildung und Forschung dabei abstimmen, der ja im Auftrag der Bundesministerin Dr. Annette Schavan ausgerechnet das Internet und die privaten Initiativen als einzige Möglichkeiten der Verbreitung von Informationen den Kritikern der Relativitätstheorie großzügig zugeteilt hat, siehe hier.  

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erklärt sich in einem Artikel „Toleranz“ vom 24.03.10 wie die Deutsche Physikalische Gesellschaft seine Aufgabe im Dienste der Wissenschaft und der Öffentlichkeit versteht, was allerdings sehr gut zu den oben dargestellten Umständen und Missständen passt: Die Kritik der Relativitätstheorie sieht die DPG wohl als  „Amüsement“ und sie bietet auch dafür Alibi-Veranstaltungen an: 

[…] „Hierzulande wäre es wohl kaum vorstellbar, dass die großen Fachgesellschaften der „Kalten Fusion“ einen ähnlichen prominenten Auftritt ermöglichten, hält man sich doch eher an die strengen Kriterien des etablierten Wissenschaftsbetriebes. Einschließlich des Peer-Reviews, das als unerbittliches Knock-out-Kriterium gilt, über das Ufo-Forscher, Zweifler an der Relativitätstheorie und Kritiker am vom Menschen verursachten Treibhauseffekt […] lange Klagelieder singen können. Doch während Mediziner und die Gemeinde der Klimaforscher nicht „etablierte“ Forscher oft noch immer wie Störenfriede behandeln, bietet zumindest die Deutsche Physikalische Gesellschaft auf ihren Jahrestagungen Grüblern, Bastlern und unbelehrbaren Querköpfen regelmäßig Gelegenheit ihre Ideen zu präsentieren – vorausgesetzt, sie sind Mitglied. Die Vorträge sind für das Publikum zwar eher ein Amüsement als eine Erhellung. Aber man kann ja nie wissen, ob nicht doch plötzlich ein bislang verkanntes Genie vor einem steht“. – mli – FAZ – 24.03.10 

 

Anstatt Zweifler und Kritiker der Relativitätstheorie bei begründeten Vorwürfen der wissenschaftlichen Unredlichkeit mit Floskeln abzuservieren und sich über bedenkliche Mißachtungen des Standards guter wissenschaftlicher Praxis Diskretion zu wünschen, könnte der gute Dr. Peter Genath sich ruhig für seine Verantwortung im Dienste der Wissenschaft und der Allgemeinheit einbringen.   

(Jocelyne Lopez)

 

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Siehe auch:

Die Verantwortung des Herrn Prof. Dr. Jürgen Richter

Was sagen die Jura-Experten zur rechtlichen Untersuchung von „Lug und Trug in den Wissenschaften“?

G.O. Mueller: Nachweis 5 – Die Verweigerung des Zugangs der Kritiker zu den Experimentdaten



Comments

  1. Oktober 16th, 2010 | 08:16

    […] Auch zum Beispiel von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft werden irrige Vorstellungen über die experimentelle Bestätigung der Relativitätstheorie hemmungslos und verantwortungslos verbreitet, wie es noch 2008 mit den Aussagen des persönlichen Referenten des Präsidenten der DPG dokumentiert ist, der begründete Einwände von weltweiten Experten aus der Kritikergemeinde über die Aussagekraft von Experimenten und Messungen pauschal mit den üblichen propagandistischen Floskeln niederge-schmettert hat, siehe Die Verantwortung des Herrn Dr. Peter Genath: […]

  2. Dezember 23rd, 2010 | 18:49

    […] unternehmen? Harald Maurer: Das Hafele-Keating-Experiment kann als glatter Betrug ausgelegt werden Die Verantwortung des Herrn Dr. Peter Genath G.O. Mueller: Nachweis 5 – Die Verweigerung des Zugangs der Kritiker zu den Experimentdaten Der […]