Blog – Jocelyne Lopez

Wer webt die Raumzeit oder bin ich dumm?

Ich verweise auf meine Anfrage vom 28.04.10 an das Albert Einstein Institut Bitte um Klärung an Dr. Markus Pössel, sowie auf meinen Eintrag vom 09.03.10 Was ist eine „Verformung der Raumzeit”?, wo ich die „Aufklärung“ einer Anhängerin der Relativitäts-theorie über die Längenkontraktion in der Speziellen Relativitätstheorie aus dem  MAHAG-Forum  wiedergegeben habe:

Trigemina – 05.03.09

Nach Einstein ist diese Längenkontraktion jedoch nicht auf eine materielle Grundlage zurückzuführen, sondern auf die Verknüpfung von Raum und Zeit, die eine völlige Gleichberechtigung der kräftefreien Bezugssysteme (Inertialsysteme) herleitet und somit die Längenkontraktion als eine Folge der ineinander verwobenen Raumzeit darstellt. Der Stab wird deshalb aus einem dazu relativ bewegten Bezugssystem wegen der Relativität der Gleichzeitigkeit kontrahiert gemessen. Wiederum findet wie bei Lorentz keinerlei mechanische Verformung statt, sondern die den Stab umgebende Raumzeit selber wird verformt. Auch mit Einsteins Idee verschwindet keine Materie ins Nichts.  

Oder kurz: Da sich die Raumzeitstrukturen zwischen 2 zueinander bewegten Beobachtern unterscheiden und zudem gleichberechtigt sind, messen sie sich gegenseitig mit einer kontrahierten Länge und dilatierten Zeit.

Zu 2):
Dr. Pössels Antwort stimmt mit oben geschriebenen Ansichten überein. Ich kann ihm deshalb nur beipflichten! 

Ich muss leider feststellen, dass im MAHAG-Forum seit März trotz regen Diskussionen mir leider keiner nachvollziehbar erklären konnte was eine Verformung der Raumzeit sein soll, was sich in einem leeren und kräftefreien Raum krümmen mag, wie sich Räume vierdimensional in einem leeren und kräftefreien Raum aufstapeln können und wieso die Längenkontraktion in der Speziellen Relativitätstheorie eine „Folge der ineinander verwobenen Raumzeit“ darstellen sollte…

Vielleicht kann uns aber Hans Christian Andersen erklären, was eine „verwobene Raumzeit“ ist – er kennt sich ja mit Weben sehr gut aus – sie ist wunderschön und so leicht wie Spinnwebe, aber nicht jeder darf sie erblicken, wie schade:

An jedem Tag kamen viele Fremde an, und eines Tages kamen auch zwei Betrüger, die gaben sich für Weber aus und sagten, dass sie das schönste Zeug, was man sich denken könne, zu weben verstanden. Die Farben und das Muster seien nicht allein ungewöhnlich schön, sondern die Kleider, die von dem Zeuge genäht würden, sollten die wunderbare Eigenschaft besitzen, dass sie für jeden Menschen unsichtbar seien, der nicht für sein Amt tauge oder der unverzeihlich dumm sei.

Das wären ja prächtige Kleider„, dachte der Kaiser, „wenn ich solche hätte, könnte ich ja dahinterkommen, welche Männer in meinem Reiche zu dem Amte, das sie haben, nicht taugen, ich könnte die Klugen von den Dummen unterscheiden! Ja, das Zeug muß sogleich für mich gewebt werden!“ Er gab den beiden Betrügern viel Handgeld, damit sie ihre Arbeit beginnen sollten.
[…]
Beide Betrüger baten ihn näher zu treten und fragten, ob es nicht ein hübsches Muster und schöne Farben seien. Dann zeigten sie auf den leeren Stuhl, und der arme, alte Minister fuhr fort, die Augen aufzureißen, aber er konnte nichts sehen, denn es war nichts da. „Herr Gott„, dachte er, „sollte ich dumm sein? Das habe ich nie geglaubt, und das darf kein Mensch wissen! Sollte ich nicht zu meinem Amte taugen? Nein, es geht nicht an, dass ich erzähle, ich könne das Zeug nicht sehen!“
[…]
Wollen Eure Majestät sehen, welches Muster, welche Farben?“ und dann zeigten sie auf den leeren Webstuhl, denn sie glaubten, dass die andern das Zeug wohl sehen könnten. „Was!“ dachte der Kaiser, „ich sehe gar nichts! Das ist ja erschrecklich! Bin ich dumm? Tauge ich nicht dazu, Kaiser zu sein? Das wäre das Schrecklichste, was mir begegnen könnte„. „Oh, es ist sehr hübsch„, sagte er, „es hat meinen allerhöchsten Beifall!“ und er nickte zufrieden und betrachtete den leeren Webstuhl; er wollte nicht sagen, dass er nichts sehen könne.
[…]
Der Kaiser mit seinen vornehmsten Beamten kam selbst und beide Betrüger hoben den einen Arm in die Höhe, gerade, als ob sie etwas hielten, und sagten: „Seht hier sind die Beinkleider, hier ist das Kleid, hier ist der Mantel!“ und so weiter. „Es ist so leicht wie Spinnwebe, man sollte glauben, man habe nichts auf dem Körper, aber das ist gerade die Schönheit dabei!“
[…]

Das komplette Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen kann man z.B. hier nachlesen. Es lohnt sich, das ist ein Meisterstück der Menschenkenntnis und des weltweiten Kulturgutes. Manche Parallelen zur Relativitätstheorie finde ich erstaunlich und sie wurden schon öfter hervorgehoben: Mehrfach benutzen die Kritiker die Betrügergeschichte aus Andersens Märchen als Metapher für die Geschichte der Speziellen Relativitätstheorie, wie zum Beispiel hier Norbert Derksen. 

Könnte man also die „verwobene Raumzeit“ einfach mit „Spinnerei“ übersetzen?

(Jocelyne Lopez)

 

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Siehe auch:

Dr. Markus Pössel: Denkfehler oder sprachliche Verschleierung?
Relativitätstheorie: bewusste Pflege von Missverständnissen
Längenkontraktion: gewollter Wirrwarr? 
Was meint Dr. Markus Pössel mit “real” und “materiell”?
Die Natur der Längenkontraktion soll nicht eindeutig geklärt werden
Längenkontraktion: Die Relativisten in der Klemme
Die Anhänger der Relativitätstheorie wollen etwas verschleiern
Ungültigkeit der Speziellen Relativitätstheorie: Nur eine Frage der Logik
Vor Gericht wegen falscher Interpretation der Relativitätstheorie?