Blog – Jocelyne Lopez

Die Wege des Herrn Einsteins sind unergründlich…

Ich verweise auf meine Bürgeranfrage im Rahmen des Informationsfreiheitgesetzes an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) aus dem Jahre 2012, um zu versuchen, Klärung über die Interpretation des CERN-Neutrinoexperiments herbeizuführen, das offiziell als Bestätigung der Speziellen Relativitätstheorie Einsteins erklärt wurde –  Siehe komplette Zusammenstellung der Austausche mit der PTB zum aktuellen Standpunkt im Blog „Kritische Stimmen zur Relativitätstheorie“: Neutrino-Experiment: Anfrage an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt

In diesem Kontext habe ich aus persönlichen Erfahrungen eine kleine „Anweisung“ aus der Praxis im MAHAG-Forum geschrieben, wie man eine Chance haben kann, eine Antwort auf eine Bürgeranfrage von einer zuständigen und verantwortlichen Behörde zu erhalten, siehe in meinem Blog.

Nachstehend gebe ich weitere Austausche aus dem MAHAG-Forum in dieser Angelegenheit:

 

 

16.04.2013 – Zitat Ralf Maeder:

[…] Vielen Dank fuer deine ausfuehrliche Darlegung, wie man sich als Buerger korrekt an die zustaendigen Behoerden zu wenden hat, um die Wahrscheinlichkeit einer (irgendwie gearteten) Antwort zu maximieren. Ich denke, dass die von dir zusammengefassten Erkenntnisse dem einen oder anderen einen Teil des Frustes ersparen koennen, der mit so einem Unterfangen verbunden ist.

 

 

18.04.2013 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Dass Bürger sich korrekt an die zuständigen Behörden im Rahmen der geltenden Gesetze wenden, setzt leider nicht voraus, dass es andersrum auch gilt… : -(

Behörden sind zum Beispiel im Rahmen des Informationsfreiheitgesetzes nicht befugt, eigene Bewertungen und Meinungen über die angefragten Sachverhalte abzugeben: Sie haben die sachlichen Fragen der Bürger zu beantworten und sonst nichts. 

Dass Behörden sich nicht daran halten ist zum Beispiel massiv bei den Antworten der Behörde PTB auf meine Anfrage über das CERN-Neutrinoexperiment zu beobachten.

 

Ich habe bei meiner ersten Ansprache die ganz sachliche, neutrale Frage gestellt, ob bei der Uhrensynchronisation c=const gemäß Einstein oder c+v gemäß Sagnac zugrunde gelegt wurde.

Ich habe keine eindeutige Antwort auf diese gezielte, neutrale Frage erhalten, dafür aber Aussagen, die 100%ig aus Bewertungen bestehen: 

28.06.12 – Zitat PTB:

Sie hatten sich an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt gewandt, um zu fragen, ob bei der GPS-Kalibrierung für die Neutrino-Laufzeitmessungen des OPERA-Experimentes alles korrekt verlaufen ist. Um es kurz zu machen: Ja. 

Die Kalibrierung von GPS-Zeitsynchronisationsverbindungen ist seit Jahren eine Routineangelegenheit für die Zeitlaboratorien dieser Welt. Die hohe Präzision, die dort erreicht wird, ist nur möglich, indem alle relevanten Effekte von Relativitätstheorie, von Atmosphärenphysik und von der Elektronik in den Satellitenterminals berücksichtigt werden. Sie können also beruhigt sein, dort ist nichts schief gegangen..“

In den letzten Monaten hat sich viel getan in Bezug auf die Behauptungen der OPERA-Kollaboration. Zuerst wurden zwei Fehler in deren experimentellen Aufbauten entdeckt, die aber beide nichts mit unserer Kalibrierung der GPS-Empfänger zu tun hatten. Wenn Sie dort mehr Details wissen wollen, können wir Ihnen als PTB deshalb nicht weiterhelfen. Und dann wurden vom gleich neben OPERA aufgebauten ICARUS-Experiment im März neue Daten präsentiert. Ergebnis: Die Neutrinos laufen nicht schneller als das Licht. Nach Reparatur ihres Aufbaus kann das nun auch OPERA bestätigen — das ursprüngliche Problem ist also vollständig geklärt, und in dieser Hinsicht ist die Welt wieder in Ordnung. Insgesamt ist diese Angelegenheit ein gutes Beispiel für die wissenschaftliche Arbeitsweise, die sensationsheischende Ankündigungen durch sorgfältiges Arbeiten und Überprüfen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.“

Ich habe nicht gefragt, ob „alles korrekt verlaufen ist„, sondern habe gezielt gefragt, wie die Uhren bei diesem einen Experiment synchronisiert wurden. Ich erhalte als Antwort die Bewertung der Behörde, dass die Relativitätstheorie richtig ist und dass ich beruhigt weiter schlafen darf. Hallo?

 

22.03.2013 – Zitat PTB:

Die Erklärung von physikalischen Effekten für interessierte Laien zählt nicht zu diesen Aufgaben — dafür gibt es Physikbücher, Studiengänge, VHS-Kurse. Dennoch haben wir nach unseren Möglichkeiten versucht, solche Anfragen, die gelegentlich eingehen, zu beantworten, in einer Sprache, die auch von Personen verstanden werden kann, die nicht als Physiker ausgebildet wurden.“

Ich bitte um die Klärung eines bestehenden Widerspruches in der Interpretation des Experiments durch die PTB (durch die gleichzeitige Zugrundelegung von c=const und c+v bei der Synchronisation der Uhren) und erhalte die Bewertung der Behörde, dass ich es nicht verstehen kann. Hallo?

 

22.03.2013 – Zitat PTB:  

„Wenn man in diesem Feld, wo die Intuition versagt, genau verstehen will, was passiert (und was nicht passieren kann), reicht eine Argumentation in der Alltagssprache einfach nicht: Man muss sich des korrekten und vollständigen mathematischen Formalismus bedienen. Das ist mühevoll, erfordert viele Vorkenntnisse und bietet viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen. Nicht ohne Grund lernen Physikstudenten diese Dinge erst in späteren Studienjahren.“

Ich bitte um Klärung eines bestehenden Widerspruches in der Interpretation des Experiments durch die PTB und erhalte als Antwort die Bewertung der Behörde, dass in der Gesellschaft nur die sehr wenigen Menschen, die ein vollständiges Physikstudium absolviert haben, es verstehen können. Alle anderen dürfen nach Hause gehen. Hallo?

 

Diese bewertende Haltung der Behörde hat aus meiner Sicht nichts mit Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation zu tun, sondern ist geprägt von einer Ideologie, die an religiösen Dogmatismus erinnert, nach dem Motto: „Die Wege des Herrn Albert Einsteins sind unergründlich, Du sollst daran glauben und selig sein„.

 

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Siehe auch in meinem Blog in diesem Zusammenhang meine Kommentare auf den Artikel Mehr Ethik, mehr Kommunikation von Carsten Könneker bei Sci-Logs/Spektrum der Wissenschaft, CERN-Forschung: Die Öffentlichkeit kann sie nicht verstehen, sie wird nur zur Kasse gebeten.

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Comments

  1. Mai 9th, 2013 | 11:24

    […] CERN-Neutrinoexperiment: Fachaufsichtsbeschwerde an Bundesminister Philipp Rösler CERN-Neutrino-Experiment: Unzulässige Verwendung von Steuermitteln Die Wege des Herrn Einsteins sind unergründlich… […]