Blog – Jocelyne Lopez

Jeder versteht nur Bahnhof von der Relativitätstheorie, außer den ‚Experten in der Wissenschaft‘ vom Albert Einstein Institut in Potsdam, versteht sich…

Albert Einstein selbst hat sich über die größeren Verständnisschwierigkeiten zu seiner Theorie geäußert: Er sagte z.B. mit seinem bekannten Humor sinngemäß, dass keine zwei Menschen auf der Welt seine Theorie verstehen, und der Zweite verstehe sie falsch. Auch weitere Zitate zeugen mit Selbstironie von seinen eigenen Verständnisproblemen bei seiner eigenen Theorie:

Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr„.

Mach‘ dir keine Sorgen wegen deiner Schwierigkeiten mit der Mathematik. Ich kann dir versichern, dass meine noch größer sind.

Woher kommt es, dass mich niemand versteht und jeder mag?

Frau Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, hat mir als kompetente und zuständige „Experte in der Wissenschaft“ für Fragen über die Relativitätstheorie das Max-Planck Institut für Gravitationsphysik  / Albert Einstein Institut in Potsdam genannt. Das sollte eigentlich ein guter Tipp von Frau Schavan sein, zumal die „Experte in der Wissenschaft“ von MPI/AEI in Potsdam sich ja zur Aufgabe gemacht haben, die normalen Sterblichen aus der breiten Öffentlichkeit in die unerforschbaren Geheimnisse der Relativitätstheorie einzuführen.

So wurde zum Beispiel der unsägliche Dr. Markus Pössel, Mitarbeiter des MPI/AEI, der die Kritiker der Relativitätstheorie seit 10 Jahren als „cranks“  im Internet diffamiert (= Spinner, Psychopathen, Dummköpfe, Wirrköpfe, Narren, Fanatiker, Clowns usw.) für seine vermeintliche Aufklärungsarbeit  der breiten Öffentlichkeit als „Einstein online-Erfinder„ geehrt, dass ich nicht lache.

So ärgert sich der Direktor vom MPI/AEI Potsdam Prof. Jürgen Ehlers, Astrophysiker und Papst der Relativistik, in einem Artikel in der FAZ vom 27.7.2005, dass auch die Politiker und Entscheidungsträger der öffentlichen Hand von der Relativitätstheorie nichts verstanden haben und das Geld der Steuerzahler für ihre Werbung falsch einsetzen, dass ich nicht lache:

Steuergeld für fröhliche Wissenschaft?

Unter dem Titel „Unser Beitrag zum Einsteinjahr: Einstein“ hat die Landesregierung von Baden-Württemberg in der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ zwei Anzeigen veröffentlicht. In der ersten wird die Spezielle Relativitätstheorie, deren hundertjähriges Jubiläum allseits gefeiert wird, am Beispiel der Geschwindigkeits-Zeitdehnung erläutert – bedauerlicherweise falsch. Es heißt dort, in einem Zug oder Flugzeug sei man mit einer Lektüre schneller fertig, weil die Zeit bei schneller Bewegung langsamer vergehe. Tatsächlich gehen bewegte Uhren zwar, verkürzt gesagt, gegenüber ruhenden Uhren nach; aber für den Herzschlag oder die Lesegeschwindigkeit eines Reisenden gilt genau dieselbe Dehnung der Zeit, so daß sich für den Reisenden an der Lesedauer nichts ändert. Aus der Sicht des ruhenden Lesers braucht der Reisende zum Lesen eines Textes sogar mehr Zeit.

Von Wissenschaftlern auf den Fehler aufmerksam gemacht, ließ die Landesregierung eine zweite Anzeige folgen. Darin stand nicht etwa eine Berichtigung des früheren Textes, sondern ein neuer Versuch der Erklärung der Relativitätstheorie: „Je höher Sie sich befinden, desto schneller vergeht die Zeit.“ Wer sich langweile, möge also auf den Feldberg steigen. Das ist wiederum falsch. Ein Höhenwanderer empfindet die Zeitspanne von einer Minute, gemessen von seiner mitgeführten Uhr, als ebenso lang, wie wenn er mitsamt seiner Uhr zu Hause säße. Übersehen wird auch, daß es sich hierbei gar nicht um einen Effekt der Speziellen Relativitätstheorie handelt, die Einstein vor hundert Jahren vorgestellt hat, sondern um einen erst später vermuteten und noch viel später nachgewiesenen Effekt der Allgemeinen Relativitätstheorie. Sogar die Höhe des Feldbergs wird falsch angegeben. Unter dem Landeswappen steht in der Anzeige: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Das müßte künftig wohl ergänzt werden um „Relativitätstheorie, Wissenschaftsgeschichte und Geographie„.

Normalerweise lohnte es sich gar nicht, auf solche Lappalien hinzuweisen; denn wer erwartet von einer Landesregierung schon wissenschaftliche Informationen? Ärgerlich ist es trotzdem, wenn durch falsche Erklärungen, die nicht richtiggestellt werden, Professoren ins Handwerk gepfuscht wird, die sich (meist ohne Honorar) bemühen, wissenschaftliche Sachverhalte der Öffentlichkeit zu erklären. Steuerzahler haben wohl wenig Verständnis dafür, daß die Landesregierung für eine Anzeige dieser Qualität etwa 27 000 Euro an ihre PR-Agentur bezahlt hat. Physikdoktoranden hätten es, und zwar richtig, gern für weniger als ein Prozent dieses Betrages gemacht. Mit Befremden dürften viele in den „Stuttgarter Nachrichten“ vom 29. Juni gelesen haben, der zuständige Ministerpräsident habe anläßlich des Einstein-Streits den Wunsch geäußert, „daß unsere Professoren ihre Hauptaufgabe in der Lehre sehen„. Forschung Nebensache, Kritik unerwünscht?

Der Autor ist emeritierter Direktor des Max-Planck-lnstituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut)

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Tja, Herr Ehlers, genauso wie die breite Öffentlichkeit verstehen auch die Politiker und Entscheidungsträger nur Bahnhof von der Märchenerzählerei…  Wie ärgerlich, nicht? 

(Jocelyne Lopez)