Blog – Jocelyne Lopez

Bürgeranfrage nach Informationsfreiheitsgesetz an die PTB über das OPERA-CERN-Neutrinoexperiment

Das OPERA-CERN-Neutrinoexperiment hatte 2011 die Spezielle Relativitätstheorie in den Medien sensationell widerlegt, jedoch wenig später wegen einem lockeren Stecker (!) in den Medien sensationell bestätigt… Ich möchte es gerne genauer wissen und habe heute folgenden Antrag nach Informationsfreiheitsgesetz an die Bundes-behörde Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) gestellt:

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From: Jocelyne Lopez
Sent: Thursday, September 08, 2016 10:42 AM
To: Manfred Gahrens, PTB – Referat Z.13 manfred.gahrens [ad] ptb.de
Subject: Bürgeranfrage nach Informationsfreiheitsgesetz über das OPERA-CERN-Neutrinoexperiment

 

Sehr geehrter Herr Gahrens,

als physikalisch interessierte Bürgerin habe ich 2011 mit großer Aufmerksamkeit die Berichtserstattungen in den Massenmedien sowie in populärwissenschaftlichen Publikationen über das OPERA CERN-Neutrino Experiment verfolgt, das die Spezielle Relativitätstheorie Einsteins experimentell auf den Prüfstand stellen sollte, wie es zum Beispiel diesem Wikipedia-Artikel zu entnehmen ist.

Die ersten Messergebnisse dieses Experiments wurden allerdings als überraschend bzw. als Sensation in den Medien dargestellt, da sie die Grundannahme der Speziellen Relativitätstheorie widerlegten und somit die Perspektive einer neuen Physik eröffneten, wie zum Beispiel die Anmerkung eines Experten der Relativitätstheorie aus der Max Planck Gesellschaft, Dr. Markus Pössel, es in einem wissenschaftlichen Blog-Artikel dokumentiert:

Überlichtschnelle Neutrinos? – 23. 09.2011 –   Von Markus Pössel

Neue Physik wäre jedenfalls die spannendste Entwicklung; eine Erweiterung dessen, was wir wissen, oder ein ganz neuer Blickwinkel, der zeigt, warum die jetzigen Teilchentheorien (samt ihrer Grundlage, der Speziellen Relativitätstheorie) von vielen hochgenauen Experimenten so gut bestätigt werden, während hochenergetische Neutrinos etwas ganz anderes machen. Meine Daumen sind gedrückt, aber ich bin ziemlich pessimistisch. Schaun mer mal, wie es weitergeht.“

Diese Überraschung bzw. diese Enttäuschung über die experimentelle Widerlegung der Grundannahme der Speziellen Relativitätstheorie – die Lichtgeschwindigkeit sei mit c absolut konstant, unabhängig von den beliebigen Geschwindigkeiten v von beliebigen Beobachtern – waren jedoch wiederum kaum nachvollziehbar, da bereits 1913 von dem Experimentalphysiker Georges Sagnac das Postulat Einsteins 1905 der absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit experimentell eindeutig widerlegt wurde: Die Lichtgeschwindigkeit ist nicht mit c zu allen Beobachtern absolut konstant, sondern es gilt experimentell nachgewiesen die variable Lichtgeschwindigkeit c +/- v. Dieses experimentelle Ergebnis von Georges Sagnac wurde durch Michelson und Gale in einem Großversuch 1925 bestätigt, und ist international anerkannt (genannt „Sagnac-Effekt“). Es wird seitdem in der Empirie stets erfolgreich angewandt, zum Beispiel beim Laserkreisel als Navigationshilfe und in der GPS-Technologie.

Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes folgende Fragen zu beantworten, da die PTB beim OPERA-CERN-Neutrinoexperiment beauftragt wurde, die Uhren zu synchronisieren:
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1)   Welcher Wert der Lichtgeschwindigkeit wurde zur Synchronisation der Uhren von der PTB zugrunde gelegt:

a) der seit 1983 per internationaler Konvention festgesetzte invariable Wert der Lichtgeschwindigkeit c = 299.792.458 m/s ?

oder

b) ein auf der Grundlage der international anerkannten experimentellen Erkenntnisse von Georges Sagnac berechneter Wert der Lichtgeschwindigkeit c +/- v ?

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2)  Da beide verschiedenen o.g. Werte logischerweise für die Synchronisation der Uhren von der PTB nicht zugrunde gelegt werden konnten, ergibt sich meine zweite Frage:

Welches Kalibrations-Paper der PTB weist den Wert der Lichtgeschwindigkeit nach, der für die Synchronisation der Uhren zugrunde gelegt wurde?

Das veröffentliche Kalibrationspaper (T. Feldmann, „Relative calibration of the GPS time link between CERN and LNGS, Report Calibration CERN-LNGS 2011„, OPERA public note 134 (2011)) referiert nämlich nicht den Namen Georges Sagnac, jedoch darf jeder Bürger und Steuerzahler von der höchsten Fachbehörde der Metrologie berechtigt erwarten, dass eine solche grundlegende Information über ein wichtiges und extrem teures Experiment in der Akte vorliegt.

 

Ich bitte Sie, meine Fragen innerhalb der 1 monatigen Frist im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes zu beantworten und danke dafür im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen
Jocelyne Lopez