Blog – Jocelyne Lopez

G.O. Mueller: Die angeblichen Zeitreisen und die Förderung der Esoterik

Ich komme auf meinen Eintrag Die wahren „Cranks“ der Physik haben eine ganz junge Kundschaft zurück, u.a. auf das unsägliche Buch 

So baut man eine Zeitmaschine – Eine Gebrauchsanweisung
Paul Davies, Piper-Verlag, 2004

Kurzbeschreibung:
Sind Zeitreisen doch möglich? Läßt sich dieser alte Menschheitstraum realisieren? Grundsätzlich ja, sagt Paul Davies, Physiker, Kosmologe und weltweit bekannter Sachbuchautor. Allerdings: Einige Unvollkommenheiten im Zusammenhang mit der Raumzeit müssen dafür ausgebügelt werden. Für die Reise in die Zukunft muß die Schwerkraft helfen, und wir brauchen ein Raumschiff, das annähernd mit Lichtgeschwindigkeit fliegt. Ein Schwarzes Loch ist hilfreich für die Reise in die Vergangenheit. In vier Stufen baut Davies virtuell eine Zeitmaschine zusammen und nimmt sie in Betrieb. Wir begleiten ihn dabei, erfahren, was bei einer Zeitreise alles passieren kann und warum es bei uns noch nicht von Zeittouristen wimmelt. Zugleich lernen wir viel über Raum und Zeit, über Relativität und andere knifflige Fragen moderner Physik.

 

Dazu zitiere ich Ausführungen aus dem Zweiten Tätigkeitsbericht des Forschungs-projekts G.O. Mueller „ 95 Jahre Kritik der Speziellen Relativitätstheorie (1908-2003)“  im November 2004:

Unter Berufung auf die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie wird mit Bezug u.a. auch auf Ernst Gödel ernsthaft die Möglichkeit von Zeitreisen erörtert (weil Gödel die Möglichkeit der Zeitreise für „logisch“ nicht unmöglich erklärte): in die Vergangenheit und in die Zukunft, oder möglicherweise nur in die Vergangenheit und nicht in die Zukunft (oder umgekehrt, je nach Autor). Mit den Phantasien über entsprechende Zeitmaschinen, interdisziplinär unterstützt von der schönen Literatur, Abteilung Science fiction, mutiert diese Physik zur Esoterik, die sich auf Albert Einstein beruft und auf Ernst Gödel und meterlange Regale in unseren Buchhandlungen füllt. So gewinnt die Physik die Herrschaft sogar über die Phantasie – und deshalb hat man noch nichts davon gehört, daß die Physiker diesem Unsinn entgegentreten: vielmehr schreiben einige von ihnen selbst die lukrativen Bücher. 

Damit ist ein zweiter Grund geliefert, warum die Öffentlichkeit sich für die Freiheit der Forschung auf dem Spezialgebiet der theoretischen Physik interessieren muß. Wenn das Publikum mit Hilfe und Autorität der Physik ins ersehnte Traumland der Esoterik befördert wird, so müßte es wenigstens eine Chance erhalten, das Wesen seines irrationalen Tuns zu erkennen, und die einzige Chance hierzu ist die Eröffnung einer rationalen Diskussion mit der kritischen Tradition seit nunmehr 95 Jahren.

Wenn – für ein breites Publikum der Esoterik – die Physik als praktisches Vehikel der Phantasie in eine andere Welt ihren Dienst getan hat, so wird dieses Publikum nicht mehr einsehen, warum man sich dann noch ernsthaft mit den nüchternen, als „hart“ und „exakt“ geltenden Naturwissenschaften abmühen soll. Die Ausbreitung einer solchen irrationalen Haltung darf die Öffentlichkeit nicht zulassen oder gar fördern.

(G.O. Mueller)