Blog – Jocelyne Lopez

Welche politische Einstellung hat die Natur?

Ich wiedergebe einen Austausch aus der Diskussion Dokumentarfilm-Projekt aus den USA: „Einstein wrong“ im Forum zeitwort.at:

 

15.05.09 – Zitat von Kratzbürste:

@Kyoami,

eine Frage hätte ich:

Wo muss man politisch, ideologisch und menschlich stehen, um von dir als ernst zu nehmender Themenpartner anerkannt zu werden?

Wir hatten lange Zeit in diesem Forum einen Herren, bei dem war die oberste Devise:

Es ist egal WAS gesagt wird, wichtig war stets nur WER es sagte!

Mit dieser Einstellung konnte ich gar nicht gut, weil sie ihn ja in so unendlich vielem eingrenzte!

 

 

15.05.09 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Das sind äußerst bedeutende und grundlegende Argumente, die mit nichts zurückzuweisen sind!

Die Natur kennt auch keine Politik, sie funktioniert unabhängig von jeglichen politischen Einstellungen der Menschen. Es ist ein ungeheuerliches Missbrauch und ein ungeheuerlicher intellektueller Betrug, die Gültigkeit oder Ungültigkeit der Relativitästheorie abhängig von den politischen Einstellungen der Autoren, die sie befürworten oder die sie ablehnen. Dann wäre sie in der Tat in so unendlich vielem eingegrenzt, weil alle politischen Einstellungen sowohl bei den Befürwortern als auch bei den Kritikern vertreten sind, so dass die Relativitätstheorie gleichermaßen und gleichzeitig zum Beispiel eine Nazitheorie, eine kommunistische Theorie, eine SPD-Theorie, eine CDU-Theorie, eine FDP-Theorie, eine linke und eine rechte Theorie, usw. usw. sein könnte. Was soll der Unsinn?!

Man könnte sogar mit dieser „Argumentierung“ beweisen, dass die Relativitätstheorie eine Nazi-Theorie ist, weil sie im III.Reich von den Nazi-Herrschern bevorzugt und durchgesetzt, sowie vor der Kritik geschützt wurde. Siehe zum Beispiel Ausführungen von G.O. Mueller in seinem Artikel „Die Forschungsgruppe G.O. Mueller zieht eine Zwischenbilanz„, der im Forum von Ekkehard Friebe veröffentlicht wurde:

1933 ff. – Die Relativitätstheorien beherrschen auch das Dritte Reich

Die uninformierte Öffentlichkeit nimmt natürlicherweise an, daß die Nazis nicht nur den jüdischen Physiker Albert Einstein mit Todesdrohungen außer Landes getrieben haben, sondern daß sie nach ihrer Machtergreifung 1933 auch seine Relativitätstheorien verfolgt und aus ihrer akademischen Wissenschaft ausgeschlossen haben. In Wirklichkeit geschieht das Gegenteil. Während die Bedrohung und Vertreibung des Menschen Einstein vor 1933 bittere Wirklichkeit war, sind die Theorien nach 1933 unverändert Lehrstoff der akademischen Physik geblieben, weil fast alle Physiker die Abschaffung des Äthers für immer gesichert haben wollten und nur die Aufrechterhaltung der Speziellen Relativitätstheorie dieses Ziel garantieren konnte.

Diese Entwicklung ist Ausdruck der personellen Besetzung der insgesamt 81 in Deutschland und Österreich im Jahr 1939 existierenden Professuren für Physik: ganze 6 Lehrstuhlinhaber, also nicht einmal zehn Prozent, gehörten zur Richtung der „Deutschen Physik“, die eine rassistische Hetze gegen den Juden Albert Einstein und seine angeblich „jüdischen“ Theorien betrieb. (Quelle: A. D. Beyerchen: Wissenschaftler unter Hitler. 1982.) Deshalb ist das Jahr 1933 für die Theorien, anders als man glauben möchte, keine epochale Wende.
(G.O. Mueller)

 

Jedoch wird trotzdem der Mechanismus der Durchsetzung der Theorie nach der Nazi-Herrschaft durch gesellschaftliche und politische Einflussnahme gesichert, wie wiederum G.O. Mueller in seiner Dokumentation es thematisiert (Seite 351): 

Die Kritik nach NS-Diktatur, Weltkrieg und Völkermord

Deutschland

Nur sehr wenige Kritiker der physikalischen Theorien Einsteins in Deutschland haben im Dritten Reich schwere Schuld auf sich geladen durch ihre Beteiligung an der antisemitischen Hetze des NS-Regimes. Die Aufdeckung des Völkermords nach 1945 führt in der Öffentlichkeit zur Diskreditierung jeglicher Kritik an den physikalischen Theorien Einsteins. Die Relativisten nutzen – zumindest in Deutschland – das Schuldgefühl und die Scham über die ungeheuerlichen Verbrechen geschickt als Deckung für ihre Theorie gegen jegliche physikalische Kritik, indem sie in der Öffentlichkeit alle bisher überhaupt vorgetragene Kritik als antisemitisch verleumden. Sie hatten dieses Instrument schon seit den Veranstaltungen in der Berliner Philharmonie 1920 eingesetzt, können nun jedoch auf eine viel größere Glaubwürdigkeit bauen; die grauenhaften Bilder aus den Ermordungslagern scheinen die Theorien Albert Einsteins moralisch unangreifbar zu machen, was zwar physikalisch gesehen der reine Irrsinn ist, wogegen aber nichts zu machen ist. Auf den Irrsinn des Völkermords folgt der Irrsinn seiner Ausbeutung zur Sicherung und Aufrechterhaltung einer völlig haltlosen Theorie vor der Öffentlichkeit.

So können die alten Machthaber der Relativistik wieder das Regiment ergreifen und die auch nach 12 Jahren Nationalsozialismus gut erhaltenen Mechanismen der Unterdrückung jeglicher Kritik gegen Albert Einsteins Relativitätstheorien in der akademischen Naturwissenschaft wieder in Betrieb nehmen. Die Arbeit der Zensur und Unterdrückung wird ihnen leicht gemacht durch eine weitgehende Selbstzensur in den Köpfen mancher deutschen Kritiker.
(G.O. Mueller)

 

Dass diese Mechanismen der kollektiven Schuldzuweisung heute noch wesentlich dazu beitragen, die Relativitätstheorie zu schützen und am Leben zu erhalten habe ich in den letzten Jahren persönlich erleben dürfen – obwohl ich als Französin mit der Vergangenheitsbewältigung der Deutschen eigentlich wenig zu tun habe, siehe zum Beispiel in meinem Blog:

Die teilweise völlig hysterische Vergangenheitsbewältigung der Deutschen

Die Deutschen und die Schuld: Das ist völlig verrückt…

(Jocelyne Lopez)