Blog – Jocelyne Lopez

Gibt es unendlich viele gleichberechtigte Realitäten?

Ich wiedergebe hier Auszüge aus sehr aufschlussreichen Ausführungen eines Teilnehmers im MAHAG-Forum in meinem Thread Die Längenkontraktion ist in der SRT nicht materiell:

 

Zitat Faber – 14.02.08:

[…] Die Phrase „für den jeweiligen beobachter ist die LK völlig real“ ist kein sinnvoller Satz. (Auch) Einstein meinte, ein jeder Naturwissenschaftler muss voraussetzen, dass es da draußen die eine objektive Wirklichkeit gibt, die er beschreiben will. Multiple Realitäten sind ausgeschlossen, solange wir von Wahrheit im Sinne der von Aristoteles bis Tarski gepflegten Korrespondenz-theorie der Wahrheit ausgehen, wie sie von den Naturwissenschaftlern seit den alten Griechen vorausgesetzt wird.

Meine Tastatur hier hat eine bestimmte Breite, die völlig unabhängig davon ist, ob jemand hier quer vorbeirauscht und dabei versucht, sie zu ermitteln. Wenn hier gleich 5 Leute ankommen und 5 verschiedene Meßwerte präsentieren, und mit diesen behaupten, vorhin, als sie vorbeirauschten, habe die Tastatur real eine andere Breite gehabt als jetzt, wo sie neben mir stehen, dann wird man annehmen müssen, dass sie seinerzeit vom Wickeltisch gefallen sind. Warum? Weil eine Tastatur zu einem Zeitpunkt genau eine Breite hat. 

Der SRT-Adept behauptet nun, es sei nicht entscheidbar, welcher Meßwert der objektiv richtige sei. Dann mag er sich anstelle der Tastatur eine Drehbank vorstellen, an der gerade eine Welle hergestellt wird. Alle Beteiligten begeben sich in verschiedene Inertialsysteme und messen Höhe und Breite des Querschnitts der Welle. Ein jeder kann sofort erkennen, dass er Mist mißt, wenn Höhe und Breite nicht übereinstimmen. Er kann den Unterschied zwischen Schein und Sein eindeutig erkennen.

Nur ein Ignorant kann behaupten, der Mensch sei verdammt, Schein und Sein nicht unterscheiden zu können. Der SRT-Adept hat eine Vorliebe für Gedankenexperimente, in denen die Unterscheidung schwierig oder unmöglich ist. Das aber ist eine schlechte Angewohnheit. Er verbaut sich seine Wahrheitsfähigkeit. Die Wahrheitsfähigkeit für die Galileo Galilei mit der Kurie stritt.

 
Zitat Faber – 15.02.08:

[..] Ihr Vorwurf eines Mangels an Vorstellungskraft trifft mich nicht (und Frau Lopez auch nicht). Denn Sie haben entgegen Ihren Angaben nicht einmal einen Ansatz einer Erklärung vorgestellt (zumindest nicht hier in diesem Strang). Alles, was Sie erklärt haben war, dass verschiedene Beobachter angeblich verschiedene Realitäten wahrnehmen und dass es damit verschiedene Realitäten gebe. Das aber ist eine in den Naturwissenschaften unzulässige Sichtweise, die auch von Herrn Nobelpreisträger Albert Einstein abgelehnt wurde. Auch Herr Dr. Pössel gibt u.a. genau dies zu, wenn er die Längenkontraktion (SRT) als nicht materiell bezeichnet.

Die Aussage der SRT ist nicht, dass es multiple Realitäten gebe. Die Aussage ist lediglich, dass nicht entscheidbar sei, welche Wahrnehmung der einen Realität entspreche. Oder auch: die eine Realität sehe für verschiedene Beobachter unterschiedlich aus, und wir könnten weder entscheiden ob ein Beobachter noch welcher Beobachter richtig sehe.

Ihr Vorwurf eines Mangels an Vorstellungskraft trifft Sie selbst. Denn Sie bleiben in Ihrem Irrtum völlig unbeeindruckt von meinem Beispiel mit der Drehbank. Wenn Sie überzeugen wollen, dann erklären Sie bitte die Mechanik (Kinematik plus Dynamik) einer realen Drehmaschine, die Werkstücke mit elliptischem Querschnitt produziert.