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Hallo Eisi,  ich würde gerne erst einmal die Eigenschaft „Menschlichkeit“ näher hinterfragen und untersuchen, da hier meiner Meinung nach eine deutliche Eigenart unserer Spezies sichtbar wird, vor allem wenn man sie im Vergleich mit anderen Spezies betrachtet.

 

Du schreibst: "Mitleiden" alleine würde ich fast für zu eng gegriffen verstehen (... auch wenn Albert Schweitzer in seinem genialen Ansatz "Ehrfurcht vor dem Leben" das so ähnlich sieht), denn inzwischen haben Verhaltensforscher da noch ganz neue Verhaltensweisen bei höher entwickelten Säugetieren entdeckt - und es gibt davon "herzzerreißende" Aufnahmen von Seelöwen-Müttern, von Affen (einen verwaisten Bonobos-Jungen), von einer Elefanten-Mutter mit ihrem gehbehinderten Baby ... - und ich glaube nicht, dass es sich hier noch um Anthropomorphismus handelt.“

 

Sicher kann man solche herzzerreißende Hilfeverhaltensweise bei höher entwickelten Tieren beobachten. Aber auffällig bleibt jedoch, dass dieses Hilfeverhalten – wenn es vorkommt - sich ausschließlich im Rahmen des Brut- oder Pflegeverhaltens beschränkt, also ausschließlich gegenüber noch pflegebedürftige eigene Nachkommenschaft oder zumindest gegenüber verwaisten fremden Jungtiere. Zeugnisse von Mitleid und Hilfeversuche von erwachsenen Tieren gegenüber andere erwachsenen Tiere sind glaube ich nicht eindeutig beobachtet worden.

 

Ich kenne nur eine einzige Beobachtung, die dahin deuten würde. Sie stammt aus dem Buch von Prof. Roger Fouts „Unsere nächsten Verwandten – Von Schimpansen lernen, was es heißt, ein Mensch zu sein“, der 30 Jahre seines Lebens damit verbracht hat, Schimpansen die Gebärdensprache der Taubstummen beizubringen. Dieses Buch ist nicht nur spannend und informativ, sondern auch außerordentlich ergreifend, sowohl was den Autor als auch seine Tieren angeht.

 

Hier sein Bericht über eine Beobachtung aus dem Leben des Schimpansenweibchens Washoe:

 

„Im Sommer 1982 war Kat [eine Pflegerin] schwanger; Washoe war höchst angetan von ihrem Bauch und fragte immer wieder nach ihrem BABY. Unglücklicherweise hatte Kat eine Fehlgeburt und war mehrere Tage nicht im Labor. Als sie wieder kam, begrüßte Washoe sie herzlich, ging dann aber fort und ließ Kat wissen, dass sie ihr die tagelange Abwesenheit übelnahm. Kat wusste, dass Washoe zweimal ein eigenes Kind verloren hatte, und beschloß, ihr die Wahrheit zu sagen.

MEIN BABY GESTORBEN, deutete sie ihr. Washoe blickte zu Boden. Dann sah sie Kat in die Augen und deutete WEINEN, wobei sie unmittelbar unter dem Auge die Wange berührte. Kat sagte später, dieses eine Wort WEINEN habe ihr mehr über Washoe mitgeteilt als alle ihre langen grammatikalisch perfekten Sätze. Als Kat an diesem Tag gehen musste, wollte Washoe sie nicht fortlassen. BITTE PERSON UMARMEN, bat sie.“

 

 

 
 

Webseite Friends of Washoe

 

Aus dem Vorwort zum Buch von der berühmten Verhaltensforscherin Jane Goodall:


"Die wunderbare Abenteuergeschichte einer wissenschaftlichen und emotionalen Entdeckung, mit größter Aufrichtigkeit, mit Staunen und mit Liebe erzählt.

Endlich! Mehr als zehn Jahre lang habe ich Roger Fouts immer wieder gedrängt, dieses Buch zu schreiben. Es ist die Geschichte eines wissenschaftlichen Experiments, das uns geholfen hat, unsere eigene Stellung im Verhältnis zum übrigen Tierreich besser zu verstehen, das zugleich aber eine düstere und hässliche Seite der wissenschaftlichen Methode aufzeigt. Schritt für Schritt beschreibt es, wie die Leben eines jungen Studenten (Roger) und eines kleinen Schimpansenmädchens (Washoe) sich unauflöslich ineinander verflechten. Und wie Roger mit Mut und Entschlossenheit Washoe vor der lebenslänglichen Gefangenschaft rettete – indem er um ihretwillen die Karriere opferte, die er hätte haben können. In wissenschaftlicher, menschlicher und geistiger Hinsicht ist es eine der bemerkenswertesten Geschichten unserer Zeit, die alle Elemente eines wahrhaft großen Romans aufweist – Abenteuer, Leid, Kampf gegen das Böse, Mut und natürlich auch Liebe. Manchmal trieb sie mir die Tränen in die Augen; aber vieles darin läßt uns auch lächeln, sogar laut lachen. Am unglaublichsten ist die Beziehung, die Schrittweise zwischen Roger und Washoe entstand – Wesen aus verschiedenen Welten, die sich in einer menschlichen Sprache miteinander verständigen." [...]
 

 
 

 

     
 

Ich habe von einer ungewöhnlichen Beobachtung von Jane Goodall erfahren, ich finde aber die genaue Quelle nicht mehr. Ich glaube mich zu erinnern, dass sie diese Beobachtung in einem Dokumentarfilm erzählt hat. Ich wiedergebe sie also aus Erinnerung:  

 
 

 

Sie hat über ein ergreifendes und seltsames Erlebnis bei freilebenden Schimpansen berichtet, das sie besonders beeindruckt hat: Ein erwachsenes Männchen ging allein und gezielt - aber ohne ersichtlicher Grund - zu einer Stelle im Tropenwald, ein Wasserfall, die ein grandioses und beeindruckendes Naturschauspiel war. Sein ungewöhnliches Verhalten dort, seine ersichtlichen inneren Rührungen haben die Forscherin sehr nachdenklich gemacht: Hat er Demut empfunden? Hat er gebeten?  

 

 

   

Zueignung

In Liebe und zärtlichem Gedenken der vergessenen Tiere,
in Stehsärgen ohne Nächte und Tage,

in den Forschungslaboratorien von Medizin und Wissenschaft,
denn sie sind die Opfer eines endlosen, irren Verbrechens.
(Anonym)
 

 

Wir haben dich verlor’n
Ohnmacht, Trauer, Zorn
Ich versprech dir jetzt
Ich tu, was ich kann

(Regina Rau)

 

 

 © 2004 Regina Rau

gemalt nach einem Foto aus dem Primatenlabor Covance

 

 
 

 

   
     
 

 

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