Blog – Jocelyne Lopez

Das Relativitätsprinzip wird in der Relativitätstheorie falsch eingesetzt

Ich verweise auf Austausche aus einer Diskussion im MAHAG-Forum über einen Grundfehler der Speziellen Relativitätstheorie aufgrund der Verwechselung und der Vermischung der kinematischen und dynamischen Betrachtung von Bewegungen, der zum Beispiel von G.O. Mueller hier  thematisiert wurde. Aus meiner Sicht verträgt sich das Relativitätsprinzip von Galilei, das von kinematischer Natur ist und von Einstein für seine Theorie zugrunde gelegt wird, nicht mit einer dynamischen Betrachtung von Bewegungen:

 

08.12.10 – Zitat von Ernst:

[…] Richtig ist: In der Dynamik können gleichförmige Bewegung und Ruhe eines Objektes nicht mittels der Naturgesetze unterschieden werden. Wie könntest Du in einem Zug sitzend mit verstopften Ohren, geschlossenen Fenstern und extrem weichen Sitzen feststellen, ob Du in Ruhe oder Bewegung bist. Alle dynamischen Messungen sind dir erlaubt. Sag mal, wie machst du das?

 

08.12.10 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Natürlich kann man am laufenden Band in der Physik den Zustand der Ruhe von der Zustand der Bewegung unterscheiden, man braucht nur ein Bezugssystem zu haben: das Bezugssystem des Beobachters, der die Messung vornimmt.

Wenn ich in einem Zug mit verstopften Ohren, geschlossenen Fenstern und extrem weichen Sitzen sitze kann ich nicht als Beobachter fungieren, weil ich durch meinen Sinnesapparat keinen Zugang zu einem Bezugssystem oder einem Bezugspunkt habe. Man kann nun mal ohne Sinneseindrücke und ohne Bezugssystem keinen Zustand der Ruhe oder der Bewegung feststellen, das habe schon mal in meinem vorherigen Beitrag dargelegt, als Du die Objekte ohne Beobachter und ohne Bezugssystem am liebsten allein im Universum versetzen wolltest, damit das Relativitätsprinzip zur Geltung kommt… Ohne Beobachter und Bezugssystem kann man eben weder Zustand der Ruhe oder der Bewegung feststellen, noch irgendeine Messung durchführen, kein Wunder. Jeder beliebigen Beobachter im Zug oder außerhalb des Zuges, der jedoch Zugang zu einem Bezugssystem hat, weil er sehen, hören und fühlen kann, ist aber jederzeit in der Lage, den Zustand der Ruhe oder der Bewegung des Zuges festzustellen, Relativitäts-prinzip hin oder her. Es stimmt also überhaupt nicht, dass man prinzipiell nicht den Zustand der Ruhe oder der Bewegung feststellen kann. Das machen Menschen jede Sekunde millionenfach seit ihrer Geburt, das machen auch Wissenschaftler und Techniker tagtäglich.
[…]
Sei mir nicht böse, Ernst, aber ich entnehme Deinen Beiträgen, dass Du das Wesen und vor allem die Grenzen und den Gültigkeitsbereich des Relativitätsprinzips in der Physik immer noch nicht nachvollziehen kannst. Andere qualifizierte Autoren können es durchaus, wie ich es zitiert habe. Ist auch nicht besonders verwunderlich, es gibt gelegentlich eine ausgesprochene hartnäckige „Betriebsblindheit“ unter den Fachleuten und aufgrund der ziemlichen Bedeutungslosigkeit dieses Prinzips in der Alltagsphysik und in der Technologie, ist es auch nicht weiter störend. Auch in der theoretischen Physik ist dieses Prinzip nicht von herausragender Bedeutung, außer für die Spezielle Relativitätstheorie, die es als 1. Postulat übernommen hat. Aber bekanntlich ist die Spezielle Relativitätstheorie selbst physikalisch wirklichkeitsfremd, nichtssagend und irrelevant.

 

08.12.10 – Zitat von Mirko:

Jocelyne, woher nimmst du denn dieses Wissen? Kennst du dich in der theoretischen Physik so gut aus, dass du das behaupten könntest? Irgendwie habe ich da Zweifel….

 

09.12.10 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Doch, ich kann ohne falsche Bescheidenheit behaupten, dass ich mich überdurch-schnittlich gut mit der Speziellen Relativitätstheorie auskenne, was auch kein Wunder ist: Ich beschäftige mich ja seit ca. 5 Jahren intensiv und gezielt mit dieser Theorie, ich habe dabei die Argumente von einer Menge Autoren und Diskussionsteilnehmer aus beiden Lagern kennengelernt, sowohl Relativisten als auch Kritiker, quasi tagtäglich seit 5 Jahren, ich habe dabei viel gelernt und bin also keine Anfängerin bei der Beschäftigung mit dieser Theorie, ich kann schon bei Auseinandersetzungen in allgemeinverständlicher Sprache durchaus mitreden.

Es ist eine Tatsache, dass Einstein das Relativitätsprinzip von Galilei in seiner Speziellen Relativitätstheorie im Vordergrund setzt, er hat es vorneweg als 1. Postulat übernommen und damit den Focus seiner Theorie auf diesem Prinzip gesetzt:

1. Die Gesetze, nach denen sich die Zustände der physikalischen Systeme ändern, sind unabhängig davon, auf welches von zwei relativ zueinander in gleichförmiger Translationsbewegung befindlichen Koordinatensystemen diese Zustandsänderungen bezogen werden.

(Albert Einstein – Zur Elektrodynamik bewegter Körper, 1905)

Dass er eine kinematische Betrachtung von Bewegungen in seiner Theorie behandeln wollte ist also schon von diesem Postulat bzw. diesem Prinzip eingeleitet: Dieses Prinzip ist nämlich von kinematischer Natur, die Ursachen (Kräfte) bei der Bestimmung einer Relativgeschwindigkeit zwischen zwei Körpern werden nicht behandelt. Behandelt werden nur die Parameter bzw. die Meßergebnisse Zeitdauer, Strecken, Geschwindig-keiten.

Seine Absicht, nur den kinematischen Aspekt von Bewegungen zu behandeln bekräftigt Einstein eindeutig, indem er explizit festsetzt, dass man für seine Theorie keinen Äther benötigt, also weder Ursachen noch Auswirkungen von Kräften bei Bewegungen berück-sichtigt werden und Bestandsteil der Theorie sind.

Dies wird zum Beispiel von Dr. Markus Pössel bestätigt, indem er aussagt, dass in der Speziellen Relativitätstheorie keine materiellen Änderungen von bewegten Objekten aufgrund von Krafteinwirkungen stattfinden (deshalb ist auch die Verwendung der Lorentztransformation in der Speziellen Relativitätstheorie ein grundsätzlicher Widerspruch der Theorie, weil diese Formel die Auswirkung von Kräften auf bewegte Objekte beinhaltet und einbezieht). Die Speziellen Relativitätstheorie ist also eine kinematische Theorie, die auf dem Relativitätsprinzip von Galilei aufbaut mit dem grundsätzlichen Widerspruch, dass eine von einer anderen Theorie übernommene mathematische Behandlung von Ursachen und Einwirkungen von Kräften durch die Hintertür eingeführt wird, ohne dass diese Einführung in der Theorie thematisiert wird und sogar trotz dem expliziten Ausschluss eines Mediums für das Verständnis der Theorie.

Dass die kinematische Betrachtung aus dem Relativitätsprinzip Galileis sich mit der dynamischen Behandlung von Kräften nicht verträgt wird m.E. ersichtlich mit meinem Beispiel von zwei Uhren, die sich relativ zueinander bewegen: Eine Uhr, die auf dem Boden festgeschraubt ist (die ruhende Uhr) und eine 2. Uhr, die vor dieser festgeschraubten Uhr mitgeführt und bewegt wird (die bewegte Uhr):

  • Kinematisch nach dem Relativitätsprinzip sind die beiden Uhren gleichberechtigt: Man kann jede Uhr beliebig als ruhend oder bewegt durch mentales Wechsel der Perspektive definieren, egal in welche Richtung, das ändert nichts für die Bestimmung der Relativgeschwindigkeit zwischen den beiden oder für die Bestimmung der zurückgelegten Gesamtstrecke oder für die Bestimmung der Gesamtdauer der Bewegung.
  • Dynamisch sind die beiden Uhren keineswegs gleichberechtigt: Wenn man zum Beispiel die Kraft untersucht, die diese Relativbewegung verursacht hat, stellt man fest, dass nur auf die bewegte Uhr sich eine Kraft ausgewirkt hat, nicht aber auf die auf dem Boden festgeschraubte Uhr: Das mentale Wechsel der Perspektive kann hier nicht bewirken, dass eine Kraft auf die festgeschraubte Uhr gewirkt hat, die sie von ihrer Verankerung gelöst und in Bewegung gesetzt hätte, dieses Ereignis existiert nicht.

    Auch kann dynamisch kein Wechsel der Perspektive bewirken, dass die auf dem Boden festgeschraubte Uhr sich je irgendwo auf einem Punkt der Strecke befand, die von der bewegten Uhr zurückgelegt wurde. Im Gegensatz zur bewegten Uhr vollzieht die festgeschraubte Uhr keine Ortsveränderungen.

    Genauso sind die beiden Uhren dynamisch gesehen auch nicht gleichberechtigt, wenn es darum geht, die Auswirkung von Kräften bei der Relativbewegung festzustellen und zu berechnen: Eine Reibungskraft durch den Luftwiderstand wird sich z.B. auf die Oberfläche der bewegten Uhr ausüben, nicht aber auf die Oberfläche der ruhenden Uhr.

Es ist also ein Trugschluss und ein Denkfehler, in der Speziellen Relativitätstheorie etwas Anderes zu sehen, als eine reine kinematische Betrachtung von Bewegungen. Alle mathematische Herleitungen der Lorenztransformation (oder der maxwellschen Gleichungen), die Ursachen und Auswirkungen von Kräften auf die Bewegung von Objekten voraussetzen (Äther, Medien, Energiefelder) sind in der Speziellen Relativitätstheorie fehl am Platz, sowie auch alle Experimente, die materielle Veränderungen und Wechselwirkungen zwischen bewegten Objekten nachweisen bzw. interpretieren (Dynamik). Darüber macht die Spezielle Relativitätstheorie keine Aussagen.

 

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Siehe auch:

Relativisten können keinen Unterschied zwischen Kinematik und Dynamik verstehen
Einstein hat es sich ganz einfach gemacht: Nur Kinematik, keine Dynamik, und fertig.
Ein Grundfehler der Speziellen Relativitätstheorie: Verwechselung und Vermischung von Kinematik und Dynamik
Beschwerde an das Albert Einstein Institut
Mahnung zu meiner Beschwerde an das Albert Einstein Institut