Blog – Jocelyne Lopez

Austausch mit Herrn Dr. Markus Pössel vom 06./08.09.08

Ich erhielt im Zusammenhang mit dem Austausch mit Herrn Dr. Markus Poessel vom 31.08./02.09.08 folgende E-Mail-Antwort:

Von Markus Pössel
An Jocelyne Lopez
Datum: 06.09.08
Betr: Re: Frage zur Speziellen Relativitätstheorie

Sehr geehrte Frau Lopez,

gut, dass Sie Ihre Fragen noch einmal gesammelt aufgeschrieben haben. Da wir ja nun in dieser Sache an einigen Stellen grundlegend verschiedener Auffassung sind, wuerde ich gerne in den naechsten E-Mails Schritt fuer Schritt klaeren, wo wir uebereinstimmen und wo genau die Diskrepanzen auftreten. Soweit ich sehen kann, sollten die Fragen, die Sie angaben, dabei ganz automatisch nacheinander zur Sprache kommen.

Bitte teilen Sie mir mit, ob wir uns als ersten Schritt auf die folgenden Aussagen einigen koennen (die saemtlich nicht originaer aus der Relativitaetstheorie stammen, sondern auch in der klassischen Physik Gueltigkeit haben und dort vielfach angewendet werden).

Grundlage der Streckenmessung ist eine Art „Abstecken“ der Strecke; die abgesteckte Strecke wird dann mit einem Laengenmaszstab vermessen. Dabei markiert der Beobachter zwei feste Punkte (Punkte, die relativ zu seinem Bezugssystem ruhen) und misst dann mit einem Maszstab (der evt. mehrmals hintereinander angelegt werden muss) deren Abstand.

Praktisch ist ein Abstecken nicht immer moeglich. Allerdings kann der Beobachter gleichwertige Messverfahren finden, die so definiert sind, dass sie insbesondere ueberall dort, wo ein Vergleich praktisch moeglich ist, das gleiche Ergebnis liefern wie das Abstecken und Messen-mit-dem-Maszstab. Auch solche gleichwertigen Messverfahren (z.B. Triangulierung bei der Landvermessung) sind fuer Streckenmessungen zulaessig.

Diese Art der Streckenmessung erlaubt es auch, die Position, die ein bewegtes Objekt zu einem gegebenen Zeitpunkt (zur Bestimmung von Zeitpunkten spaeter mehr) einnimmt, zu bestimmen. Die Strecke zwischen einem festen Punkt A und dem bewegten Objekt zu einem gegebenen Zeitpunkt ist die per Maszstab gemessene Strecke zwischen einem festen (abgesteckten) Punkt B, an dem sich das bewegte Objekt zu dem gesuchten Zeitpunkt befindet, und dem Punkt A (oder die durch ein aequivalentes Verfahren gemessene Strecke zwischen diesen beiden Punkten).

Soweit ich sehen kann, entspricht dies im wesentlichen dem, was Sie selbst in Ihrer letzten Mail schrieben. Insofern erwarte ich hier noch keine Diskrepanzen; wenn es doch welche geben sollte, teilen Sie es mir bitte mit. Wenn es keine Diskrepanzen gibt, geben Sie mir bitte nur kurz Bescheid, dann folgen in meiner naechsten E-Mail weitere Aussagen, und irgendwann werden wir dann ja darauf stossen, wo genau wir unterschiedlicher Ansicht sind.

Mit den besten Gruessen,
Markus Poessel

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Dazu meine Antwort vom 08.09.08:

Von Jocelyne Lopez
An Markus Pössel
Datum: 08.09.08
Meine Anfrage vom 17.06.08
Ihre Antwort vom 30.06.07
Meine Rückfrage vom 01.07.08
Meine Rückfrage vom 12.07.08
Unser Austausch vom 21.07.08
Unser Austausch vom 24./25.07.08
Unser Austausch vom 26./27.07.08
Unser Austausch vom 31.07./01.08.08
Unser Austausch vom 04./05.08.08
Unser Austausch vom 07.08.08
Unser Austausch vom 10./12.08.08
Unser Austausch vom 17./19.08.08
Unser Austausch vom 24./26.08.08
Unser Austausch vom 31.08./02.09.08

Sehr geehrter Herr Dr. Pössel,

Vielen Dank für Ihre E-Mail vom 06.09.08.
Sie schreiben:

Soweit ich sehen kann, entspricht dies im wesentlichen dem, was Sie selbst in Ihrer letzten Mail schrieben. Insofern erwarte ich hier noch keine Diskrepanzen; wenn es doch welche geben sollte, teilen Sie es mir bitte mit.  Wenn es keine Diskrepanzen gibt, geben Sie mir bitte nur kurz Bescheid, dann folgen in meiner naechsten E-Mail weitere Aussagen, und irgendwann werden wir dann ja darauf stossen, wo genau wir unterschiedlicher Ansicht sind.

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Wie Sie es richtig vermutet haben sehe ich in Ihren Ausführungen über die klassischen Messtechniken von Längen keine Diskrepanzen in unseren jeweiligen Ansichten: Dass bei einer Längenmessung das „Abstecken“ der zwei Endpunkten A und B unbedingt erforderlich ist erscheint wohl auch für jedermann einleuchtend:

1) Falls es möglich ist durch materielles Anlegen des Maßstabes (bei kurzen Längen und ruhenden Objekten)

2) Falls das materielle Anlegen des Maßstabes nicht möglich ist (bei langen Strecken und bewegten Objekten) durch optisches Abstecken (Triangulation),

wobei auch einleuchtend ist, dass das Abstecken der zwei Endpunkte A und B durch direktes, materielles Anlegen des Maßstabe bei kurzen Längen und ruhenden Objekten zwangläufig wesentlich präziser ausfällt als das optische Abstecken von bewegten Objekten durch Triangulation, die lediglich mehr oder weniger grobe Näherungen liefern kann.

Wir können also direkt zum nächsten Schritt und zu meinem Verständnisproblem bei der Längenmessung in der Speziellen Relativitätstheorie sowie zu ihrer Kernaussage der „Längenkontraktion“ von bewegten Objekten übergehen: Die ganze Theorie ist nämlich im Grunde genommen nichts Anderes als eine neue, postulierte und vorgeschlagene Meßvorschrift Einsteins für die Messung von Strecken bei langen Distanzen und bei bewegten Objekten (siehe Triangulation).

Meine Bedenken beruhen dabei vordergründig auf einer Problematik der Logik, die ich Ihnen schon in meiner vorherigen E-Mail dargelegt habe: Der aus meiner Sicht unlösbare Widerspruch in dieser Längenmeßvorschrift Einsteins entsteht dadurch, dass er eine Verkürzung des Objekts/der Strecke bei seiner Meßvorschrift postuliert und voraussetzt im Vergleich zu dem Messergebnis nach den klassischen Meßvorschriften, wobei diese postulierte Verkürzung sowohl das Fundament der Logik grob verletzt als auch keine Kausalität ausweist:

1) Ein Objekt hat nur eine einzige materielle Länge in der Realität.

2) Diese einzige materielle Länge verändert sich nicht bei Bewegung des Objekts (gemäß Ihrer persönlichen Auffassung).

3) Ein Beobachter misst eine andere Länge des Objekts, wenn er die Messung im Ruhezustand relativ zum Objekt als wenn er sie im Bewegungszustand relativ zum Objekt vornimmt.

Einzige zulässige logische Folgerung: Eine der beiden Messungen ist in der Realität falsch.

Die Frage wäre jetzt für mich nur zu klären, welche der beiden Messungen in der Realität falsch ist:

1) Diejenige, die von einem zum Objekt ruhenden Beobachter vorgenommen wird

oder

2) Diejenige, die von einem zum Objekt bewegten Beobachter vorgenommen wird.


Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie zu dieser Problematik der Logik gezielt Stellung nehmen würden.

Mit freundlichen Grüßen
Jocelyne Lopez



Comments

  1. September 8th, 2008 | 10:25

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  2. September 16th, 2008 | 08:49

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